Spezifische Immuntherapie
Innerhalb der 4 therapeutischen Säulen der Allergiebehandlung (Pharmakotherapie, Allergenkarenz, Hyposensibilisierung, Patientenschulung) stellt die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung, Desensibilisierung, „Allergieimpfung“) die einzige kausale Arzneimitteltherapie dar, welche die Allergie dauerhaft therapieren kann.
Seinen Ursprung findet die spezifische Immuntherapie in der Behandlung von Patienten mit einer Allergie gegen „Heufieber“, so wurde es 1900 von Professor Curtis genannt. Vor mittlerweile über 100 Jahren definierte Clemens von Pirquet dann als erster den Begriff der Allergie. Kurze Zeit später begannen die ersten experimentellen Behandlungen von Allergikern, die Allergene per Spritze erhielten. Mitte der 60er Jahre etablierte sich die spezifische Immuntherapie als Spritzentherapie in Form von sogenannten Depotlösungen, bei denen die Allergene an einen Trägerstoff gebunden wurden, um somit eine langsame und sicherere Freisetzung der Allergene zu erreichen. Mit Beginn der 70er Jahre wurde das Konzept erweitert, in dem die Therapieallergene gezielt chemisch verändert wurden, um die Nebenwirkungen der Therapie weiter zu verringern.
Anfang der 80er Jahre wurde verstärkt an neuen Verabreichungswegen für die Therapieallergene geforscht. Im Ergebnis wurde der Weg der oralen bzw. sublingualen Hyposensibilisierung entwickelt, bei dem die Therapieallergene in Form von Tropfen über den Mund aufgenommen und abgeschluckt wurden, ähnlich einer herkömmlichen Impfung.
Schließlich entwickelte Lofarma bereits Anfang der 90er Jahre diese Form der sublingualen Immuntherapie weiter, indem die Therapieallergene in Form von festen Desensibilisierungstabletten bzw. Sublingualtabletten verfügbar gemacht wurden.
Somit gibt es die spezifische Immuntherapie für allergische Patienten nun in verschiedenen Formen verfügbar, als Spritzentherapie oder in Form von Tropfen oder Tabletten. Welche dieser Therapieformen für den einzelnen allergischen Patienten am Besten geeignet ist, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.
Allgemein formuliert versteht man unter einer Hyposensibilisierung eine wiederholte Gabe von zunehmenden Mengen eines relevanten Allergens bis zu einer sogenannten Erhaltungsdosis. Diese Erhaltungsdosis wird über einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren in regelmäßigen Zeiträumen eingenommen, solange, bis der behandelte Patient keine nennenswerten Symptome seiner Allergie mehr aufweist.
Durch diese ansteigende und anschließend dauerhafte Allergengabe soll eine erfolgreiche Korrektur des fehlgeleiteten Immunsystems erzeugt werden. Die wichtigen Mitspieler in diesem Fall sind die sogenannten weißen Blutkörperchen, bzw. T-Leukozyten, auch T-Helferzellen (TH) genannt. Diese stellen zusammen mit den sogenannten B-Zellen die (erworbene) Immunantwort.
Bei einem allergischen Patienten ist diese natürliche Immunantwort soweit fehlgeleitet, dass die T-Zellen, genauer die TH2-Zellen (das sind die „Bösen“), jedes im Körper befindliche Allergen als „Feind“ erkennt und bekämpft.
Mittels der spezifischen Immuntherapie, wird das Immunsystem quasi „gezwungen“ sein „Feindbild“ gegenüber dem Allergen aufzugeben. Dies geschieht, indem die Anzahl an TH1-Zellen (das sind die „Guten“) erhöht wird, solange bis das Immunsystem wieder ein ausgeglichenes Verhältnis an guten und bösen T-Helferzellen besitzt – dank der Hyposensibilisierung.
Dieser immunologische Effekt, der über eine Hyposensibilisierung erreicht wird, kann über mehrere Jahre anhalten. Voraussetzung dafür ist, dass der behandelte Patient seine Therapie gewissenhaft durchführt.
Wird dies gemacht, so kann man durch eine spezifische Immuntherapie über viele Jahre, manchmal ein Leben lang, von seiner Allergie „kuriert“ werden.
Für weitere Informationen zur Therapie wenden Sie sich bitte einen allergologisch erfahrenen Facharzt.